Daniel wach, Daniel will los… ;-)
Wie üblich konnte Daniel ab sechs kein Auge mehr zu machen und scharte schon mit den Füßen um endlich los zu kommen. Nach nicht ganz drei Stunden Schlaf war ich da zwar gänzlich anderer Meinung aber einmal wach lief das mit dem Einschlafen auch nicht mehr so richtig. Also auch hoch und in Rekordzeit fertig geduscht, Sachen gepackt, Hinterrad eingebaut und ab.
Wie gestern so ließ sich auch heute der Regen wieder nicht lumpen und so goss es wie aus Eimern als wir losfuhren. Also wieder mal die Regenklamotten übergeworfen. Übrigens eine tolle Kombination strömender Regen und ein nagelneuer Reifen. Das war ein gerutsche kann ich euch sagen grad bei den ganzen Serpentinen… ;-)
Der Typ beim Reifenwechseln gestern hatte es mit dem Druck wohl ziemlich gut gemeint und hatte meinem Reifen glatte 3,5 Bar verpasst. Dabei hatte ich ihm den korrekten Druck sowohl in Bar wie auch in PSI genannt. Nun ja aber das war ja ein einfach zu lösendes Problem. Also nach ein paar Kilometern rechts anhalten und ein bissel importierte Luft aus Medellín in die Pampa entlassen. ;-) Allerdings viel mir dabei auf das meine hintere Bremsscheibe dermaßen heiß war das die Regentropfen förmlich darauf verdampften. Irgendwas konnte da nicht stimmen so weit sind wir noch gar nicht gefahren und selbst dann sollte die Bremsscheibe nicht dermaßen heiß werden. Mitten im dicken Verkehr und strömenden Regen auf dem Randstreifen konnte ich erst mal nicht viel machen also weiter und eine Tanke mit Überdachung suchen und die Sache mal in Augenschein nehmen. Gesagt getan und so stand ich einige Kilometer weiter unter einer Bauarbeiterplane neben einer Tankstelle und schaute mir das Malheur nun mal genauer an. Und was ich sah machte keinen so guten Eindruck. Die Bremsbeläge bzw. der Bremsbelag waren nicht mehr existent und schon bis auf den Stahl der Auflageplatte abgerieben was man nun auch der Bremsscheibe deutlich ansehen konnte. Aus irgendeinem Grund hatte sich die Bremse festgefressen und hatte wohl permanent während der Fahrt mit gebremst. Da ich die Bremsbeläge relativ regelmäßig überprüfe konnte das aber noch nicht lange der Fall gewesen sein. Und trotzdem fast zu spät gemerkt.
Beim Fahren hab ich das gar nicht gemerkt da die Hinterradbremse nicht so stark gebremst hat das das Rad blockiert hat sondern scheinbar immer nur so viel das sich die Beläge permanent an der Bremsscheibe abnutzen. Dabei hatte ich die Beläge vor nicht mal 9000 Kilometern erst in den USA gewechselt. Normal wäre ein Austausch erst bei ca. 20 – 25.000 Kilometern. Zumindest stand ich jetzt erst mal im trockenen und konnte nach dem ich der Bremsanlage ein wenig Zeit gelassen hatte zum abkühlen die Bremsbeläge wechseln. Einen Satz hatte ich ja zum Glück noch im Gepäck. Dabei fiel mir auch auf das der Bremsbehälter deutlich über dem Maximum stand. Zumindest schon mal eine Erklärung warum die Bremsanlage so unter Druck stand. Warum der Füllstand so hoch lag konnte ich mir allerdings auch nicht erklären da ich daran nicht rum gefummelt hatte. Der letzte Bremsflüssigkeitswechsel war in der Heimat bei der 20.000 Km Inspektion von BMW gemacht worden und seit dem nicht mehr angerührt worden. Jedenfalls änderte ich das sofort auf einen Normalzustand. Das wechseln der Beläge war nur Minuten Sache und schnell erledigt. Anschließend noch der Test auf Freiläufigkeit, alles super und völlig im Normalen Rahmen. Also aufsitzen und weiter und zwischen durch halt ab und an mal anhalten und prüfen. Im Nachhinein war´s ganz gut das ich wegen dem zu hohen Luftdruck anhalten musste sonst wär mir das wahrscheinlich nicht mal aufgefallen… :-/
Leider blieb es nicht das einzige Malheur auf dem Weg nach Medellín. Scheinbar hab ich grad eine Mords „Glückssträhne“ am Laufen… Wegen dem starken Regen und dem daraufhin permanent beschlagenen Visier meines Helmes war die Sicht eh nicht die Beste. In den Serpentinen bei den unübersichtlichen Kurven und dem ständigen hinterherfahren bei LKW´s und Bussen wurde es natürlich nicht besser. Und genau in so einer Situation erwischte es mich. Der Jeep vor mir, den ich gerade überholen wollte zog schlagartig nach links und offenbarte mir zwei riesige Schlaglöcher genau in meinem Fahrwasser. Keine Chance mehr auf ausweichen oder davor zum stehen kommen. Also nichts wie auf gestanden und Gas gegeben um vielleicht doch noch einigermaßen über die Panzerdeckungslöcher hinweg zu brausen. Viel half das aber nicht mehr. Die Vordergabel tauchte mit einem harten für die Ohren sehr quälend lauten Schlag bis zum Anschlag durch. Danach war das Vorderrad auch schon im nächsten Loch verschwunden und der Motorschutz setzte mit einem lauten knirschen auf dem Asphalt zwischen den beiden Löchern auf. Vielleich verhinderte das zumindest das mein Hinterrad auch noch zur Gänze in das erste Schlagloch ein federte. Mein erster Gedanke nach dem ich die Maschine wieder abgefangen hatte war wenn mir das jetzt keine Felge gekostet haben sollte dann hab ich wirklich mehr Glück als Verstand. Zwar versuchte ich beim weiterfahren nun genau darauf zu achten ob sich am Fahrgefühl etwas geändert hatte aber da die Straße dermaßen uneben und teilweise schlecht war ließ sich das so jedenfalls nicht feststellen.
Nach einigen regenreichen Kilometern sind wir dann schließlich in Medellín und im Hostel angekommen. Ich hab dann fix die Maschine entladen und bin gleich weiter zur BMW Werkstatt. Da wollte ich ja ohne hin vorbei fahren wegen des Lenkerschlackerns seit dem Reifenwechsel in Yukatan. Dort angekommen erläuterte ich ihnen die mittlerweile angehäuften Probleme an der Betty. Zum Glück hatten sie eine sehr nette Mitarbeiterin die gut englisch konnte und so beim Übersetzen mit dem Werkstattmeister half. An der Bremsanlage konnten sie so auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches feststellen und auch an der Leichtgängigkeit des Hinterrades gab´s nichts zu bemängeln. Zur Sicherheit wollten sie sich die Bremsanlage aber mal genauer anschauen und gegebenenfalls die Bremsflüssigkeit wechseln. Ok soweit dazu. Als nächstes stand das Lenkerflattern auf dem Programm. Ich zeigte ihnen das Video das ich vor einigen Wochen nach dem Reifenwechsel gemacht hatte und auf dem man das Ausschlagen des Lenkers ganz gut sehen konnte. Auch nach ihrer ersten Einschätzung könnte dies ganz gut von einem nicht ausgewuchteten Vorderreifen kommen. Als sie zur Sicherheit das Vorderrad aber noch mal schnell auf Leichtgängigkeit prüften stellten sie jedoch sofort die nicht zu übersehene Beule in der Vorderradfelge als mögliche Ursache fest. Die war allerdings auch mir neu und traf mich aus heiterem Himmel. Das konnte nur von dem Schlagloch Inferno auf dem Herweg stammen. Ok das konnten die beiden Mitarbeiter natürlich nicht wissen und war auch schlecht zu erklären das das Lenkerflattern schon einige Tausend Kilometer länger zurück liegt und nicht daher stammen konnte. Aber das war nun auch egal. Eine verhunzte Felge war deutlich schlimmer als ein wenig Unruhe im Lenker. Tja da hatte ich wohl doch weniger Glück als ich zuerst gehofft hatte. Kolumbien entwickelt sich zunehmend mehr und mehr zu einem sehr unschönen Pflaster für mich und die Maschine. Seit dem ich hier bin fahr ich so ziemlich von einer Sch… in die nächste… :-/ Ich einigte mich dann schließlich mit der Werkstatt darauf dass sie versuchen sollten die Beule aus der Vorderradfelge „raus zu spannen“. Ein Versuch war´s gemessen an der Anschaffung einer neuen Felge alle male wert. Allerdings ging das nicht so schnell frühestens in zwei Tagen könnte ich mit dem Ergebnis rechnen meinten sie. Nu ja was blieb mir auch anderes übrig als abwarten... ;-)
Wirklich viel rissen wir an dem Abend auch nicht mehr zumal ich eh erst gegen 18 Uhr wieder im Hostel ankam. Noch ein bissel durch die Innenstadt gelaufen was Essen gewesen und noch ein paar Bierchen getrunken. Gegen halb elf war ich dann auch im Bett die letzte „kurze“ Nacht forderte ihren Tribut. Und schon wieder mit einem komischen Gefühl in die Falle gegangen. Irgendwie läuft’s grad nicht so richtig…
Tagessroute: La Gomez → Medellín
Tageskilometer: ca. 390 Km