Ein Tag so voller Gegensätze hatte ich wirklich schon lange nicht mehr erlebt. Morgens noch ein paar Wundervolle Nachrichten bekommen und der Tag schien gerettet. Und dann kahm der mit Abstand anstrengendste und stressigste Fahrtag seit langem. Und doch ich muss sagen der Morgen hat den Tag gerettet, trotz allem. ;-)
Aber mal von Anfang an. So gegen acht sind wir heut vom Hostel in Cartagena los gekommen. Und dann auch gleich in den dicksten Stau. Als wir nach gut einer Stunde gekurve durch den dicksten Verkehr an der Festung rauskamen die vom Hostel keine fünf Minuten entfernt war sank die Stimmung abermals um einige Punkte. Der Verkehr hier ist teilweise wirklich sehr nervig. Jeder denkt nur an sich so wird erbittert um jeden Zentimeter auf den Straßen gekämpft. Rücksicht oder vorrausschauendes Fahren kennt man hier einfach nicht.
Kaum aus der Stadt raus wurde sowohl der Verkehr als auch die Straße deutlich besser. So das die Strecke bis Barranquilla zügig abgespult war. Mit Einfahrt in Barranquilla ging auch sofort der Stau und das Stoßstangen getanze wieder los. Beim Versuch zumindest dem gröbsten Stau zu umfahren kurvten wir einige Nebenstraßen ab. Aber nicht nur das uns auch da nur dauerstau und ewiges gehupe empfing. Zudem fuhr ich mir völlig unnützer weise auch noch eine Schraube in mein Hinterrad, Keine paar hundert Meter weiter schrillten schon sämtliche Warnlampen auf dem Display. Der Luftdruckwächter überschlug sich förmlich mit schlechten Nachrichten. Ruck zuck war der Hinterraddruck von 2,9 auf unter einen Bar abgesunken. Und das mitten im dichtesten Verkehr und 34 Grad. Na Super. Ein paar Hundert Meter waren noch drin aber dann war auch erst mal Schicht mit weiter fahren. Ganze 0,4 Bar hatte ich noch auf dem Hinterreifen als ich zum stehen kam.
Eigentlich wollte ich nur fix den Schlappen wieder aufpumpen und versuchen wenigstens noch bis vor die Stadt zu kommen um wenigstens in Ruhe und in einem Schattigen Plätzchen den Reifen zu flicken. Aber Daniel hatte es auf einmal schwer erwischt. Völlig dehydriert saß er am Straßenrand und konnte mit seinen verkrampften Händen nicht mal mehr die Wasserflasche alleine öffnen. Er hatte einfach nicht genügend getrunken und dann die Hitze und der Stress vom Stau. Also Zwangspause bis er sich einigermaßen wieder erholt hatte. Nach ein paar Litern Wasser wurde es aber schon deutlich besser so dass er nur noch ein wenig Zeit brauchte um sich zu erholen. Doch das dauerte eine Weile und um nicht untätig die Zeit verstreichen zu lassen machte ich mich derweilen doch schon mal an die Reparatur des Hinterreifens. Die Handgriffe sitzen ja zum Glück, ist ja nicht meine erste Reifenpanne. Das Leck sprich die Schraube die ich mir eingefahren hatte war nicht schwer zu finden. Und mit ein paar Handgriffen auch entfernt. Dann das Flickzeug aus den Verstaurohren geholt. Mit der Feile das Loch aufgebohrt und die losen Gummiteile abgeschnitten. Anschließend die Pfropfen mit Vulkanisierungskleber eingeschmiert und mit der Ale halb in das Loch versenkt. Fertig. Nun noch eine viertel Stunde warten und dann sollte der Weiterfahrt eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Daniel ging es derweilen schon deutlich besser so dass wir von seiner Seite auch weiter konnten. Leider musste ich beim aufpumpen feststellen das die Luft immer noch entwich und zwar so schnell das an eine längere Fahrt nicht zu denken war. Aber hier konnte und wollte ich einfach nicht länger bleiben. Wir standen am Rande der Hauptstraße mitten in der prallen Sonne und waren umzingelt von Schaulustigen. Also nicht wirklich perfekt. Also nichts wie aufgepumpt und ab.
Ein paar Kilometer weiter, außerhalb der Stadt sah die Welt schon deutlich besser aus. Kurz vor einer Mautstation und im Schatten eines wenn auch drittklassigen Hotels machte ich mich nun noch mal auf die Suche nach der Ursache der Undichtigkeit. Schnell war auch dieses Rätsel gelöst. Gleich neben dem ersten Loch klaffte ein ca. zwei Zentimeter langer Riss genau zwischen dem Profil. Keinen Ahnung wie ich das beim ersten Mal übersehen konnte. So einen großen Riss hatte ich ehrlich gesagt noch nie versucht zu flicken. Aber was sollte ich machen Alternativen gab´s keine. Die Prozedur war genau wie beim ersten Mal nur das ich diesmal sage und schreibe fünf Dichtstreifen in dem Riss versenkte bis ich meiner Meinung nach alles abgedichtet hatte. Und wieder hieß es warten. Doch Warten hatte sich scheinbar gelohnt und der Riss schien abgedichtet zu sein. Auf den nächsten gut 100 Km bis zu unserem heutigen Nachtlager „verlor“ ich so nur knapp 0,3 Bar. Klar so hundert Prozentig dicht hält das nicht immer aber damit konnte ich leben. Außerdem war für Bogota eh ein neuer Reifen fällig und bis dahin sollte das wohl halten. Also noch knapp zweitausend Kilometer. Viel ungünstiger wäre ja die Reifenpanne bei einem neuen Reifen gewesen.. Auch wenn ich mir das ganze gefummel und die verlorene Zeit natürlich gern erspart hätte. Hieß es trotzdem Glück im Unglück.
Tatanga machte nur auf den ersten Blick einen ganz netten Eindruck und auch nur wenn man an der Promenade entlang lief. Der Rest des Ortes war gelinde gesagt eher zwielichtig. Von den teils unterirdisch schlechten Straßen mal abgesehen. Dafür machte unser Hostel aber einen sehr gepflegten und Ordentlichen Eindruck und lag mit 25.000 kolumbianischen Peso sogar noch unter dem in Cartagena. Und das obwohl wir in einem Privat vierer Zimmer mit Klima unterkamen. Zum Abendessen sind wir noch mal runter zur Promenade flaniert und haben uns in einem eher schäbigen Restaurant ein doch sehr leckeres Essen gegönnt. Was nicht mal wirklich teuer war.
Der Tag hatte mich schon etwas geschlaucht so dass ich im Anschluss an das Essen gleich zum Hostel zurück bin. Viel früher bin ich allerdings trotzdem nicht ins Bett gekommen da das Reisetagebuch heut etwas länger aus viel.
Ich hoffe inständig dass der morgige Tag etwas weniger Anstrengend wird. ;-)
Guats Nächtle
Tagesroute: Cartagena → Taganga
Tageskilometer: ca. 230 Km